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Marianne Rosenberg zurück zu den Wurzeln

Marianne Rosenberg kehrt mit ihrem brandneuen Album „Im Namen der Liebe“ zu ihren musikalischen Wurzeln zurück.

Für Marianne Rosenberg schließt sich ein Kreis – das hört man sofort. Die Sängerin nimmt ein vertrautes Gefühl, eine ganz ursprüngliche Energie, und überführt sie ins musikalische Hier und Jetzt: Die 12 Songs ihres „Im Namen der Liebe“-Albums klingen auch deshalb wie ein zeitgenössisches Update des klassischen Rosenberg-Sounds, weil sie in die Hansa-Studios zurückgekehrt ist, wo vor einem halben Jahrhundert alles anfing. Unzählige Hits später und unendlich viel reifer, präsentiert sich die Musikerin so stimmgewaltig, leidenschaftlich und elektrisiert wie nie zuvor.

Im Verlauf der neuen LP beschwört Marianne Rosenberg die Liebe in all ihren Facetten und Formen – auch gegen Hass und Intoleranz: „Hass hat Hass nie besiegt/lass es Liebe sein“, heißt es im Titelsong, mit dem sie das Jubiläumsjahr eröffnet – und auch dieses Mal stammen die Songtexte durchweg aus eigener Feder. Das dazugehörige Arrangement von ihrem Producer Alex Wende (Hansa-Studios) schraubt sich immer weiter in die Höhe und wird dabei von extrem treibenden, fast schon tropischen Elementen befeuert. Obwohl dieses betörende Sound-Update zwischen Pop, Schlager, Soul und Dance wahnsinnig zeitgenössisch klingt, gelingt es Rosenberg doch, ihre Wurzeln nicht aus den Augen zu verlieren. „Dass der Sound absolut zeitgemäß ist, finde ich eine Selbstverständlichkeit“, sagt sie über die neuen Songs, an deren Komposition oftmals auch ihr Sohn Max Rosenberg beteiligt war. „Dass ich aber meine Musik mit den Wurzeln verbinde, ist etwas, das ich mir dieses Mal vorgenommen habe…“

Große Popgesten treffen auf gekonnt arrangierte Streicherlinien – so klingt es, wenn Marianne Rosenberg in die Hansa-Studios zurückkehrt: Mal explosiv wie im Fall der ersten Vorab-Single „Wann (Mr. 100%)“, mal ganz ruhig und feingliedrig wie der Titel „Liebe ist nicht alles“, oftmals auch ganz leicht und inspirierend: „Hallo, mein Freund/wir sind älter/aber weise sind wir nicht/die Träume sind immer die gleichen/auch mit Falten im Gesicht“, singt sie etwa zum treibenden Sommer-Sound von „Hallo Mein Freund“. Dieses „Wir“ zieht sich neben dem Liebesthema wie ein weiterer roter Faden durch das Album: Indem Rosenberg immer wieder ein „Wir“ beschwört, das auf ganz unterschiedliche Art Gefühle füreinander hegen kann, verschnürt sie Romantik und Empathie, Mitgefühl und einfaches Miteinander. Dinge, die aktuell wichtiger sind denn je.

Ungemein wuchtig und gewichtig klingt die Liebeserklärung „Du berührst mich“, für die Alex Wende Exotisches mit Elektronischem verschnürt, und auch „Ich fühl dich“ und „Adriano“ handeln von romantischer Liebe: Letzteres ist ein minimalistischer, sonnengetränkter Sommerflirt, getragen von Gitarren – „so leicht und so schwer“. Den „Basslauf von ‘Billie Jean’“ zitiert Rosenberg zwar danach („Wenn wir lieben“), doch auch dieser Titel klingt sehr viel mehr nach dem Hier und Jetzt, spielt seine dezenten Dance-Qualitäten ganz anders aus. Jenseits von klassischen Genrekategorien steht auch das Arrangement von „Spiel das Lied nochmal“, über dessen sphärischer Ruhe die Stimme der Berlinerin gerade deshalb so grandios zur Geltung kommt.
Während die ersten Singles indirekt auch mit zeitlosen Motown-Elementen flirteten, dürfen kurz vor Schluss noch ganz andere Referenzen aufflackern: Indem Rosenberg einen „Pakt mit der Zukunft“ schließt, erzählt ihr Pop-Juwel „Da wo Liebe ist“ auch von einem Weg, der „Schritt für Schritt ins Paradies“ führt – so wie einst bei Rio Reiser, der ihr vor langer, langer Zeit dazu half, auch auf dem Papier, als Texterin ihre eigene Stimme zu finden. Dass es ihr nicht allein um Liebesbeziehungen geht, „sondern zugleich um Themen wie das zwischenmenschliche Miteinander“, verriet die Sängerin bereits im Vorfeld und fügte hinzu: „Wir sind alle miteinander vernetzt – und trotzdem waren wir noch nie so allein, wie wir es heutzutage sind.“ Im vorletzten Albumtrack „Wenn ich wirklich will“ begegnen wir dieser Einsicht als „Nur ein Tastendruck entfernt/und doch sind wir allein“ wieder. Die ansteckenden Hey-hey-hey-Gesänge animieren derweil tatsächlich zu Begegnungen unter vier Augen, zu geteilter Zeit und geteilten Träumen – denn letztere „erfrieren, wenn man sie nicht lebt.“

Als epischer Schlusspunkt, getragen von einer verzauberten Gitarre und betörenden Streichern, besingt Marianne Rosenberg den Wind wie vor ihr etwa ein Bob Dylan es getan hat: „Die Antwort weiß nur der Wind“ heißt ihr Plädoyer gegen übertriebenen Optimierungs- und Maximierungswahnsinn. Ihre Frage lautet stattdessen: „Wo sind unsere Visionen? Wo sind wir?“

Aufgewachsen in einer Berliner Künstlerfamilie, wird Marianne Rosenberg schon als 13-Jährige bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt. Bereits die Debütsingle „Mr. Paul McCartney“ trifft den Zeitgeist, den sie in den Siebzigern mit ikonischen Hits wie „Er gehört zu mir“, „Lieder der Nacht“ oder auch „Marleen“ wie keine andere prägen soll. Im Jahrzehnt drauf geht sie neue Wege, bricht mit dem Pop-Geschäft, arbeitet z.B. mit Extrabreit und Rio Reiser zusammen, textet ab sofort konsequent selbst, und avanciert zu einer frühen Ikone der Schwulenbewegung. Musikalisch überzeugt sie auch in ganz anderen Genres und Formaten (z.B. auf Englisch, mit Chansons) und ist parallel zu den vielen, vielen Hit-Veröffentlichungen (zuletzt u.a. das Top-30-Album „Regenrhythmus“, 2011) auch als Moderatorin, Synchronsprecherin und Buchautorin erfolgreich.

Indem sie für die Arbeit an „Im Namen der Liebe“ in die Hansa-Studios zurückgekehrt ist, schließt sich hier nun also der Kreis: „Hier wieder anzukommen, bedeutet für mich auch zu erkennen: es besteht keine Notwendigkeit, sich so aufzupusten. Es gibt nur eine Notwendigkeit: Sing mit dem Herzen.“ Diesen Rat habe ihr schon der Vater einst mit auf den Weg gegeben. Dass sie ihn noch immer beherzigt, hört man sofort – auf dem neuen Album „Im Namen der Liebe“.