Uwe Busse startet mit neuen Album in den Sommer 2013 – „Gelebte Träume“
einmal in einer Doppelrolle: Er präsentiert sich als Sänger, der mit unglaublich viel Gefühl diejenigen Geschichten erzählt, die das Leben so schreibt; und zugleich natürlich auch als Songwriter der Extraklasse, der auf mehr als 500 Songs aus der eigenen Feder als Erfahrungswerte zurückgreifen kann, mehr als zwei Dutzend davon übrigens vergoldet. Kein Wunder, dass „Gelebte Träume“ wie aus einem Guss klingt.
Auch wenn er seiner Angebeteten im Eröffnungssong „So was wie dich“ gestehen muss, dass er nie Liebesbriefe verfasst, dürfte sie ihm das locker nachsehen: ein schönerer Liebesbrief als diese klangliche Umarmung ist ohnehin schwer vorstellbar. Nach lebhaften Erinnerungen an zwei „Girlfriends“, die allen Heranwachsenden im Heimatort durch ihr gemeinsames Auftreten die Köpfe verdreht haben, kehrt Uwe Busse auf dem wunderschönen „Ich komm’ nach Haus“ gleich noch einmal in seine Jugend zurück: „Ich träum’ immer noch von damals/als ich 16 war/von dem kleinen Dorf meiner Kindheit/mein Herz ist noch immer da“, so der 52-Jährige, und man hört schon an der Stimme, dass er es ernst meint mit der „wunderbaren Zeit“; so authentisch klingt sein Wunsch, doch noch einmal durch die „vertrauten Straßen“ zu ziehen (schließlich kann man dort ja unter Umständen einer „Flamme“ von damals begegnen).
Mal in Richtung Dance-Beat („Ein süsses Geheimnis“), mal episch („Herzschlag für Herzschlag“), dann wunderbar einfühlsam im langsamen „Regenbogenland“: Die Liebe gibt auf „Gelebte Träume“ gleichermaßen den Ton an und das Tempo vor, während Busse – quasi als Update – abermals sein Genre neu definiert: ehrlich, immer charmant, mit Popmomenten und aufregenden Arrangements gespickt und dadurch absolut zeitgenössisch und modern.
Die eingangs erwähnten Stars der letzten drei Dekaden waren gewissermaßen dafür verantwortlich, dass Uwe Busse nicht schon früher als Solokünstler durchstarten konnte: Nachdem er 1981 G.G. Anderson die „Mama Lorraine“ auf den Leib geschrieben hatte, standen Leute wie Roland Kaiser, Mireille Mathieu, Roger Whittaker, Rex Gildo, Audrey Landers, Bernd Clüver, Engelbert, Thomas Anders, Roy Black und viele andere schon bald bei ihm regelrecht Schlange, um sich einen Hit aus seiner Feder abzuholen. Als er dann Mitte der Achtziger begann, für Die Flippers zu schreiben, war das einerseits der Beginn einer fast zwei Jahrzehnte umspannenden Hitschmieden-Konstellation; andererseits leuchteten „Die rote Sonne von Barbados“ und Co. einfach zu intensiv, um noch einen ernsthaften Gedanken an die eigene Gesangskarriere zuzulassen: Busse versuchte zwar sein Glück, zunächst unter dem Künstlernamen Peter Tobias, war 1987 auch unter eigenem Namen recht erfolgreich (mit „Buenos Dias, weiße Taube“), doch auch in den Neunzigern setzten Stars wie Ireen Sheer, Tony Christie, Andy Borg, Angelika Milster oder Frans Bauer auf sein unvergleichliches Hitgespür als Komponist, während aus der „roten Sonne“ für Die Flippers inzwischen ein goldener Stammplatz in den oberen Chartregionen geworden war.
Vor exakt zehn Jahren war es dann soweit: Uwe Busse verwirklicht sich den lang gehegten Traum vom Schritt ins Rampenlicht und zeigt, dass er die ganze Klaviatur des Showgeschäfts beherrscht. „Ich habe einen Traum“ heißt denn auch das gefeierte Solodebüt im Jahr 2003, „Das geht vorbei“ die erste Single – doch vorbei ging seither nichts, im Gegenteil: Nach der Goldenen Stimmgabel im selben Jahr ließ er mehr als nur „Sieben Sünden“ vom Stapel, riss Stars wie DJ Ötzi oder Marc Pircher gleich mit – und lieferte Jahr für Jahr alles von wunderschönen Balladen bis zum astreinen Disco-Hit ab: „Donnerwetter“, das dachten sich z.B. auch Die Klostertaler. Nachdem er mit seinem letzten Album „Schlaflos“ noch erfolgreicher war als je zuvor, kann er als Solokünstler, Autor, Komponist und Produzent mittlerweile auf über 20 Millionen verkaufte Tonträger, 29 Goldene Schallplatten, 9 Mal Platin und eine Goldene Stimmgabel zurückblicken. Zahlen, die eindrucksvoll unterstreichen: Er mag „kein Rambo, kein Terminator“ sein – genau wie der „letzte Gentleman“, bei dem er sich seine Tricks abschaut –, ein Ausnahme-Allrounder mit dem Herz am rechten Fleck, dem Ohr am Puls der Zeit ist er unbedingt.